Elisabeth Jordan: Demokratie braucht Demokraten und Demokratinnen! - Redebeitrag für die Demo Rückenwind am 19.01.2022

20. Januar 2022

Guten Abend, mein Name ist Elisabeth Jordan und bin Kommunalpolitikerin für die SPD im Stadtrat von Rosenheim und im Bezirkstag von Oberbayern – Und ich bin Beschäftigte im Klinikum Rosenheim, aus der Pflege kommend.

Meinen Redebeitrag stelle ich heute unter das Motto:

Demokratie braucht Demokraten und Demokratinnen!

Auch heute bedanke mich wieder für die Möglichkeit, hier zu sprechen und wiederhole gerne meinen Dank und meine Unterstützung für die Initiative Rückenwind, die von Anfang an zum Ziel hatte, uns, dem Personal im Gesundheitswesen, den Rücken zu stärken und unsere Arbeit wert zu schätzen.

Rückenwind und Wertschätzung aus der Stadtgesellschaft heraus tut uns allen im Gesundheitswesen gut. Daraus und auch aus den vielen positiven Rückmeldungen der meisten PatientIinnen ziehen wir die Motivation und die Kraft, unseren schweren Dienst weiter zu leisten und nicht völlig die Zuversicht zu verlieren. Jede und jeder leistet an seiner Stelle einen wertvollen Beitrag, dass wir den Laden am Laufen halten können.

Wir müssen uns gut wappnen, um den noch steigenden Anforderungen der Omikron-Welle, die bis Mitte Februar vorausgesagt ist, gerecht zu werden. Hier möchte ich auch ausdrücklich der Geschäftsleitung und allen, die im Klinikum Verantwortung tragen, meinen Respekt und Dank aussprechen, wie wir im Großen und Ganzen gut durch die schwierige Zeit gelotst wurden und bis hier her gekommen sind.

Von einer großen Kündigungswelle wegen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ab Mitte März habe ich bislang nichts mitbekommen. Ich hätte es allerdings gut gefunden, wenn ErzieherInnen und LehrerInnen mit einbezogen worden wären. Auch diese Berufsgruppen haben Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen.

Doch zurück zur Pflege: Abwanderungstendenzen und Überforderungssituationen in meinem Berufsstand gibt es nicht nur wegen oder seit Corona. Schon seit langem ist zu beobachten, dass Pflegende nur wenige Jahre im Beruf bleiben und dann gehen, oder aus der Elternzeit nicht zurückkehren. Das liegt nicht nur an der Bezahlung, sondern auch an der stetig weiter zunehmenden Verdichtung der Arbeit mit immer mehr PatientInnen, die in immer kürzerer Zeit durch den Klinikbetreib geschleust werden. Das Tempo in den Kliniken hat sich im Laufe meines Arbeitslebens, das mehr als 30 Jahre umspannt, drastisch erhöht. Es muss sich was zum Besseren ändern und da baue ich auf die Aussage aus Berlin und München, dass das Fallpauschalen-System umgebaut und verändert wird. Ausdrücklich möchte ich positiv betonen, dass sich die Stadt Rosenheim absolut zur Daseinsvorsorge durch unser Klinikum in kommunaler Hand bekennt.

Im Stadtrat haben wir uns mehrheitlich sehr klar, (die Ausnahmen können Sie sich denken) positioniert: Schon im Sommer hat der Stadtrat deutlich ein Statement gegen QuerdenkerInnen und die aufgeheizten Debatten um die damaligen Coronamaßnahmen ausgesprochen. Im Herbst, als es in der Delta-Welle richtig arg war, hat der Stadtrat eine Resolution mit klarer Haltung zur Impfpflicht verabschiedet.

Noch ein Wort zur AFD im Stadtrat: Ich lege nicht den geringsten Wert auf die Unterstützung und Solidarität von ihnen, wie in der Zeitung zu lesen war. Warum? Weil sie sich offen gegen das Impfen, gegen die beschlossenen Maßnahmen zur Coronabekämpfung stellen und offen zugeben, zu den Mahnwachen und Spaziergängen zu gehen!

Die klare Haltung der kommunalen Gremien und dieses Signal, das von Abenden wie heute aus der Stadtgesellschaft heraus ausgeht, ist die richtige Antwort auf die Schwurbler. Diesen Ausdruck halte ich persönlich im Übrigen für verharmlosend und verwende ihn deshalb hier und heute zum ersten und letzten Mal!

Wir überlassen den Verschwörungstheoretikern, Querdenkern, Impfgegnern und Skeptikern und den Rechtsextremen, diesen Platz hier Nahe dem Klinikum nicht. Wir dürfen nicht zulassen, dass die laute Minderheit die große Mehrheit dominiert und die Gesellschaft zu spalten versucht.

Die große Mehrheit der Gesellschaft steht zusammen – wir setzen hier heute Abend wieder ein positives Signal gegen die Schreier, die Randalierer, die auch vor Gewalt und aufwieglerischen und hetzerischen Reden nicht zurückschrecken. Wer sich hier einreiht, heißt die rechten Parolen gut. Da kann ich nicht differenzieren. Da gibt es keine Mitläufer! Jede und jeder, die bzw. der hier mitläuft oder mitmacht ist mitverantwortlich für die Verbreitung von rechtem Gedankengut, mitverantwortlich für Gewalt in Worten und Taten, für Radikalisierung!!! Aus Unmut wird Ärger – aus Ärger wird Wut – aus Wut wird Hass und aus Hass entspringt Gewalt – Der Weg von Gewalt in der Sprache bis zur körperlichen Gewalt, ist nicht weit.

Das können wir als Gesellschaft nicht so stehen lassen. Wir müssen unsere Stimme dagegen erheben.

Ein Ende dieser Pandemie werden wir gemeinsam nur hinkriegen, wenn sich endlich alle impfen lassen. Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die Freiheit Aller beschnitten ist.

Deshalb mein Appell an Alle: Lassen Sie sich impfen!

Und weiter appelliere ich an Alle: Bleiben Sie diesen Spaziergängen und Mahnwachen fern, wenn noch ein Funke Verantwortungsbewusstsein für das Wohl unserer Gesellschaft vorhanden ist.

Danke!

Es gilt das gesprochene Wort

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