Babakars Projekte: Mut, Menschlichkeit und eine Trichterpolitik für die Zukunft Afrikas

01. Oktober 2018

Mut, Menschlichkeit und Care – das waren die Schlüsselworte der Veranstaltung mit dem Titel „Babakars Zukunft in Afrika - Was wir und die EU dafür tun können“ auf Einladung der SPD-Landtagskandidatin Britta Promann und der SPD-Bezirksrätin Elisabeth Jordan. Mut und Menschlichkeit brauche es für einen derartigen Einsatz, so Jordan bei ihrer Begrüßung der ersten Referentin Helke Fussell, die über Babakars Projekte, dem Priener Rückkehrprojekt von Babakar Segnane, berichtete.

Der Senegalese Segnane kehrte im November 2017 zurück in seine Heimat nachdem die Aussichten, in Deutschland bleiben zu können, eher gering waren. Dies konnte er jedoch nur mit Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern aus Prien, die sein Vorhaben finanziell und organisatorisch unterstützten. Das Projekt ist mittlerweile beim Verein Moja kwa Moja – Sei selbst das Projekt e. V. angebunden und unterstützt weiterhin den Weg des Senegalesen Segnane vor Ort.

Nach dem Aufbau einer Hühnerfarm widme er sich nun auch der Landwirtschaft und baue u.a Erdnüsse und Chili auf seinem Acker an. Eindruckvoll schilderte Fussell die Aufgaben, aber auch die Hindernisse, die dem Analphabeten Babakar in seiner Heimat begegnen. Aus Freude und Dankbarkeit seinen Freunden in Prien gegenüber hat er im März 2018 ein Restaurant mit Namen „Prine am Kinze“ eröffnet.

Segnane gibt den Menschen in seiner Heimat Kaffrine Mut und Arbeit. Sein Projekt schlägt mittlerweile auch bundesweit große mediale Wellen– eine Aufmerksamkeit, die wichtig sei, um die noch anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Denn Babakars Projekte werden von Spenden unterstützt, für die sich Fussell und ihr Team tagtäglich einsetzen.

Die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl zeigte als zweite Referentin des Abends eine andere, schwierigere und zum Teil dramatischere Seite in den Afrikanischen Staaten auf, die eine Folge der Kolonialzeit wie auch der aktuellen EU-Agrarpolitik gegenüber Afrika sei.

Ghana hätte sich bis vor 15 Jahren zu 85 Prozent selbst mit Hühnern versorgt, jetzt seien es nur noch 15 Prozent. Bis 2009 habe die EU den Export von Hühnerfleisch subventioniert, „der Markt ist nun so lukrativ für die europäischen Güter, dass die Bauern vor Ort das Nachsehen haben“, so Noichl. Die Abgeordnete mahnte daher, dass die EU dringend ihre Agrarpolitik ändern müsse: „Wir haben kein Hungerproblem, sondern eine Verteilungsproblem“. Die Folgen seien seit 2015 mit der Flucht aus Afrika für niemanden mehr zu übersehen, nun müsse endlich richtig gehandelt werden.

„Ein kenianischer Politiker hat es auf den Punkt gebracht: Wir brauchen keinen Fair-, sondern einen Carehandel. Nur wenn die Europäer den Afrikanischen Staaten auf Augenhöhe begegnen, haben die Menschen in Afrika eine Chance. Wir brauchen daher eine Trichterpolitik in der EU. Die Gesetze müssen immer vorab geprüft werden, welche Auswirkungen sie auf die Situation in anderen Ländern haben. Für Care braucht es aber auch Mut und Menschlichkeit in den Nationalstaaten, die EU allein kann hier wenig erreichen, zumal in der EU-Kommission der neoliberale Geist vorherrscht“, so Noichl.

„Nur durch Druck werden wir wachgerüttelt, um etwas zu ändern. Es gehört daher viel Mut und noch mehr Menschlichkeit dazu, sich für andere einzusetzen“, bedankte sich die SPD-Landtagskandidatin Britta Promann abschließend bei den beiden Referentinnen des Abends.